Zum Abschluss der Vorbereitungswoche auf das neue Schuljahr unternahmen Lehrerinnen und Lehrer der Abteilung 3 des aus der Fusion der beiden bisherigen staatlichen Berufsschulen in Nordhausen gebildeten Staatlichen Berufsbildungszentrums einen Ausflug in den Nachbarkreis.
Das Erlebnisbergwerk Sondershausen bot den ca. 20 Teilnehmern interessante Einblicke in einen wichtigen Aspekt der regionalen Industriegeschichte, verbunden mit unterhaltsamen Einlagen der Gastgeber. Nach der erforderlichen Einweisung und dem Anlegen der Schutzkleidung führte die Seilfahrt gemeinsam mit anderen Interessenten zunächst in fast 700 m Tiefe, wo bei angenehmen Temperaturen um 25 °C zwei offene Transporter bereitstanden. Der entschlossene Gesichtsausdruck der freundlichen Fahrer zeugte nicht nur von genauer Kenntnis des Bergwerks, sondern auch von professionellem Können. Der Mut der Gäste wurde bei angeblich 30 km/h Höchstgeschwindigkeit (Rest = „Tunneleffekt“) während der Fahrt durch teils erleuchtete, teils dunkle, auch enge und kurvenreiche Abbaustrecken mehrfach auf die Probe gestellt. Der sich einstellende Lerneffekt ließ dabei den Spaßfaktor zunehmend steigen.
Die erholsamen Fahrpausen nutzten die kompetenten Begleiter für angemessen knapp gehaltene, anregende Erläuterungen zur Entstehung der Abbauflöze im Zechsteinmeer, der Geologie des Gebirges, den historischen und heutigen Abbautechnologien, den abgebauten Salzarten, zur Produktionsgeschichte des Kalibergbaus, der wiederaufgenommenen Produktion und der notwendigen Bergsicherung, u. a. durch Verfüllung mit Industriemüll, sowie zur Bewetterung des Bergwerks.
Eine umfassende Dokumentation mit zugehöriger Ausstellung gab den Besuchern die Möglichkeit, sich individuell mit dem Missbrauch des Bergwerks während der Nazizeit auseinanderzusetzen. In Verantwortung der Heeresmunitionsanstalten mussten Zwangsarbeiter, darunter auch Frauen, unter unzureichenden Voraussetzungen schussfertige Munition für die Wehrmacht herstellen und lagern. Dabei traten unvermeidlich auch schwere Unfälle ein.
Zum Ende der Exkursion unter Tage standen wieder erfreulichere Aspekte des Besuchs auf der Tagesordnung, so die Fahrt mit ehemaligen Spreewaldkähnen auf hochkonzentrierter Lauge und die Besichtigung des großen Konzertsaals für klassische und Rockkonzerte. Ein beeindruckender, mit bergbaulichen Zeugnissen aller Art geschmückter Festsaal bietet 60 Plätze, welche auch für private Zwecke zur Verfügung stehen. Schließlich finden auch Mountainbiker, Marathonläufer und Kegler geeignete Sportmöglichkeiten in der Tiefe vor.
Als sich die Teilnehmer gerade auf die Situation unter Tage eingestellt hatten, hieß es rechtzeitig zum Schichtwechsel die Seilfahrt aufwärts anzutreten. Dank unserer aufmerksamen und sachkundigen Begleiter und der schützenden Hand der Heiligen Barbara bleibt der Besuch vor Ort in guter Erinnerung und ist unbedingt weiter zu empfehlen.
B. Zumann