Seit mehr als 30 Jahren findet jedes Jahr am 1. Dezember der Welt-Aids-Tag statt. Er bekräftigt die Rechte der HIV-positiven Menschen weltweit und ruft zu einem Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung auf. Außerdem erinnert der Welt-Aids-Tag an die Menschen, die an den Folgen von HIV und Aids gestorben sind.
Anlässlich des Welt-Aids-Tages durften wir einen außergewöhnlichen Menschen als Gast in der Aula der Morgenröte begrüßen. Matthias Gerschwitz folgte als Autor der Einladung vom Gesundheitsamt Nordhausen, vertreten durch Frau Wolff, und plante wie auch schon in den vergangenen Jahren unsere Schule fest in seine Lesetour durch Deutschland ein.
Gerschwitz selbst ist seit 1992 HIV-infiziert. Er stellte sein Buch „Endlich mal was Positives“ vor und gab den Auszubildenden aus den Fachrichtungen Pflegefachfrau/Pflegefachmann, MTA-F sowie den Medizinischen Fachangestellten Einblicke in das Leben eines HIV-Positiven. In seinem Buch, welches 2010 mit dem Annemarie-Madison-Preis ausgezeichnet wurde, beschreibt er eindrucksvoll, wie er mit der Diagnose lebt und im Alltag damit umgeht. In einem 90-minütigem Vortrag berichtete er von den Höhen und Tiefen seines Lebens und befasste sich mit dem Ursprung des HI-Virus und AIDS als unheilbare Krankheit. Offene Fragen konnten geklärt werden u. a. zum Unterschied zwischen HIV und AIDS.
Interessant und neu für die Auszubildenden war sicherlich auch, dass durch die erfolgreiche Therapie eine Absenkung der Viruslast unter die Nachweisgrenze (< 20 Kopien/ml Blut) erreicht werden kann. Ist dies über einen längeren Zeitraum der Fall, gilt der Betroffene sogar nicht mehr als infektiös. Dennoch kann die Therapie HIV nicht heilen, aber sie ermöglicht den meisten HIV-positiven Menschen ein (fast) normales Leben.
Gerschwitz berichtete auch von erschreckenden Daten & Fakten: Weltweit leben etwa 38 Millionen Menschen mit HIV - in Deutschland sind es rund 90.000 Menschen. Von den Betroffenen infizierten sich 90 % durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Ungefähr 2.000 Menschen infizierten sich im Jahr 2020 neu. Rund 9.500 Menschen in Deutschland wissen nichts von ihrer Infektion und erhalten deswegen keine Behandlung. Das bedeutet zum einen, dass diese Betroffenen an AIDS erkranken können, obwohl es vermeidbar wäre und zum anderen, dass besonders diese Menschen (unwissentlich) das HI-Virus weitergeben können. Aus diesem Grund appellierte Gerschwitz an die Jugendlichen, unbedingt auf Schutzmaßnahmen zu achten und plädiert eindeutig für „Safer Sex“. HIV kann jeden treffen, egal ob Mann oder Frau, ob homo-, bi- oder heterosexuell. Das Virus ist nicht wählerisch!
Matthias Gerschwitz hat alle Anwesenden begeistert. Besonders durch seine lockere, fröhliche und teils provokative Art kam er authentisch und glaubwürdig bei den Auszubildenden an und konnte durch diese Mischung seine Zuhörer sehr gut erreichen. Er hat gezeigt, dass man auch mit einer unheilbaren Krankheit zukunftsorientiert leben kann. Und das ist doch was Positives! Er verabschiedete sich bei seinen Zuhörern mit den Worten:
„Positiv denken, aber negativ bleiben!"
Wir danken Frau Wolff vom Gesundheitsamt Nordhausen sowie Matthias Gerschwitz für ihren Besuch an unserer Schule.
Zusätzlich möchte ich mich auch ganz herzlich bei den Auszubildenden der FD24 für Ihr Engagement bei der Durchführung der Spendenaktion anlässlich des Welt-Aids-Tages bedanken. Der Erlös kommt der Deutschen AIDS-Stiftung zu gute.
Anja Manzke
(Gesundheitsbeauftragte SBZ Nordhausen)
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