Borkenkäfer & Co im Labor der TU Clausthal

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Am 8. März unternahm unser Chemiegrundkurs gemeinsam mit unserer Lehrerin Frau Gassauer eine Exkursion hinauf in den Oberharz, ins eher verträumte Örtchen Clausthal-Zellerfeld. Als wir bei mittelmäßigem Wetter und nach einigen Serpentinen angekommen waren, besuchten wir die dort gelegene Technische Universität Clausthal.

Beim Betreten der heiligen Hallen sind wir jedoch etwas erstaunt gewesen, als wir auf leere Flure trafen – die meisten Studenten schienen außer Haus zu sein. Kurz darauf wurden wir jedoch herzlich von Alena und Prof. Dr. Andreas Schmidt empfangen. Wir saßen bald in gemütlicher Runde in einem Seminarraum bei Kaffee, Tee und variantenreichem Süßwarenangebot. Der Professor zeigte uns in einer Präsentation Studienfächer, den exemplarischen Ablauf eines Studiums und Ausschnitte des munteren Campuslebens. Die Universität bietet ein weites Feld an sportlichen und kulturellen Aktivitäten, gipfelnd in der regelmäßig stattfindenden „Bierstaffel“, die beide Aspekte zu vereinen schien.

In einer angenehm lockeren Atmosphäre konnten wir uns nun über unsere Pläne nach dem Abitur und Kontraste zwischen Schule und Studium unterhalten. Im Anschluss erhielten wir eine Führung durch die Uni sowie einen kleinen Exkurs in deren Finanzierung und Organisation. Das Gebäude selbst gehörte zum betagteren Teil des Campus‘ und erstrahlte im pragmatischen DDR-Charme, eine stilistische Entscheidung, die nicht auf die geografische Lage zurück zu führen war. Das tat dem offenen Ambiente allerdings keinen Abbruch. Nerdige Memes und mittelprächtige Wortwitze zierten die Türen der kleinen Labore, an denen wir vorbeiliefen. Gelegentlich erwischten wir einen Studenten oder Doktoranden bei der Arbeit. Prof. Dr. Schmidt erklärte uns dann, woran sie forschten, und unterhielt sich kurz mit ihnen. Man kannte sich dort. Das wäre auch ein ziemlicher Unterschied zu den größeren Unis, sagte er, durch deren immense Studierendenanzahl ginge diese persönliche Ebene dort einfach verloren.

Nach der Führung ging es wieder zurück in den Seminarraum. Dort erzählte uns der Professor von den Forschungen der Universität im Bereich der Biochemie. Er hatte mehrere kleine Glasfläschchen dabei, jedes eine Geruchsvokabel des Borkenkäfers. Nachdem alle eine Nase genommen hatten, schilderte er uns, wie sie mithilfe dieser Stoffe die Kommunikation zwischen männlichen und weiblichen Borkenkäfern beeinflussen wollen, um so seine Massenvermehrung einzudämmen. Nach ein paar letzten Sicherheitshinweisen und der Kittelanprobe öffnete das Labor für uns seine Türen. Und so machten wir unsere ersten wackligen Schritte auf dem Weg in die Pharmakologie und die Selbstbehandlung der nächsten Alkoholeskapade – jedenfalls soweit es unsere Gruppe betraf; wir synthetisierten dort Acetylsalicylsäure, besser bekannt als Aspirin. Die andere Gruppe stellte dagegen Paracetamol her, was zur Kater-Kur weniger empfehlenswert ist. Rhino, ein Doktorand der Universität, beaufsichtigte unsere Gehversuche und half, wenn wir ins Stolpern gerieten. Weil die Reaktion trotz Katalysator eher langsam verlief, beleuchtete er in der Zwischenzeit die chemischen Zusammenhänge und nahm uns mit zu einer zweiten Besichtigungstour, diesmal jedoch durch die „Katakomben“ der Uni und aufs Dach des Gebäudes. Das Faszinierendste dürfte allerdings der dampfende zylindrische Behälter gewesen sein, den der zweite Betreuer mitgebracht hatte, denn flüssigen Stickstoff sehen die meisten nicht alle Tage. Umso schöner, dass wir uns damit kurzerhand Wassereis machen konnten. Man warf die flüssigen Eistütchen einfach ins Kältebad, welches in jenem Moment tatsächlich eher wie kochendes Wasser aussah, um sie ein paar Sekunden später mit der Pinzette wieder herauszufischen. Mit Seife und heißem Wasser zeigten die Doktoranden uns außerdem, dass sich der Stickstoff auch wunderbar als Partytrick eignete. Denn auch wenn man es Clausthal-Zellerfeld nicht ansah, wurden hier doch des Öfteren Partys und kleine Festivals veranstaltet. Teilweise organisiert von Rhino und seinem Kollegen, die augenscheinlich zur langhaarigen Metal-Fraktion gehörten. Der einzige Wermutstropfen war, dass wir leider keine Möglichkeit mehr hatten, die Mensa zu besuchen. Glücklicherweise bekamen wir bei der Verabschiedung noch eine Imbissempfehlung mit auf den Weg, sodass wir die Rückfahrt gestärkt mit einem Döner antreten konnten.

Summa summarum eine informative und unterhaltsame Exkursion, die Orientierung für die Zeit nach dem Abitur geschaffen hat und durch die man die TU Clausthal näher kennenlernen konnte. Sie möchte sich mit ihrem familiären Verhältnis zu den Studenten verkaufen und das gelingt ihr vielleicht auch. Sie ist jedenfalls eine Alternative zu den überlaufenen Hochschulstädten mit astronomischen Mietpreisen. Wer Wert auf diese persönliche Komponente legt, besonders technisch oder naturwissenschaftlich interessiert ist und gerne in der Region bleiben möchte, für den ist Clausthal definitiv eine Option. Auch wenn der Umgang hier etwas locker schien, arbeitet man dort professionell und kompetent und hat gute Verbindungen zur Industrie. Darüber hinaus bekam man einen Einblick darin, wie sich Wissenschaft finanziert und wurde ermutigt, sich als späterer Student zu engagieren und das Campusleben mitzugestalten – unabhängig davon, wo man studiert.


Elisa Tetzel, Moritz Luck
 


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