Herrn Frankes Radfahrgruppe

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Die letzte Woche des Schuljahres ist für die Zwölftklässler*innen des SBZ Nordhausen etwas ganz besonderes, da sie sich in dieser Woche ein Projekt aussuchen dürfen, welchem sie sich von Montag bis Mittwoch anschließen. Neben Projekten wie dem Kräuter- und Heilpflanzen-Projekt oder dem Wirtschafts-Projekt, gab es auch eine Radfahrgruppe, welche von Herrn Franke geleitet wurde. Für mich sowie für viele andere Schüler*innen war sofort klar, dass wir der Radfahrgruppe beitreten wollen. Wir wurden angelockt mit den Versprechungen, wir würden Nordhausens Radwege ein bisschen besser kennenlernen und erforschen, ob Sportarten wie Tennis und Golf wirklich nur für wohlhabende Menschen geeignet sind oder ob sie ebenfalls tauglich für den Durchschnittsverdiener sind. Wer sich nun vorstellt, jeder von uns verbringt seine Freizeit damit, jedes Wochenende fünfzig Kilometer durch Wälder zu fahren, irrt sich gewaltig. Jeder von uns fährt gerne Fahrrad, jedoch in unterschiedlichen Ausmaßen. Deshalb waren wir froh, dass Herr Franke auch den schwächeren Radfahrer*innen Verständnis entgegen brachte und uns die Fahrradtour zum Brocken im Harz ersparte. Nichtsdestotrotz wurde der Entschluss gefällt, dass sich die Gruppe pünktlich um neun Uhr am Montag trifft, um gemeinsam unter dem Motto „Reichensport – Ja oder Nein?“ durch Nordhausen zu radeln und einen Tennisplatz aufzusuchen. Nachdem die Helme aufgesetzt wurden (ja, es gab wirklich eine Helmpflicht!) und die ersten Gruppen-Selfies geschossen wurden, fuhren wir los in Richtung Innen- und Altstadt. Steile Berge bezwangen wir mal mehr mal weniger erfolgreich, aber auf das schwächste Glied der Gruppe wurde trotzdem stets gewartet, denn bei uns steht Teamgeist im Vordergrund. Auf unserem Weg bis nach Nordhausen Ost sahen wir die alte Post, die Traditionsbrennerei, die Blasi-Kirche und viele andere Sehenswürdigkeiten. Herr Franke führte uns durch einige kleine Gassen und gepflasterte Wege, die uns bewusst machten, wie schwer es Radfahrende in Nordhausen haben. In der Innenstadt steht man alle zwei Minuten wegen Kreuzungen, Ampeln oder anderem, was teilweise wirklich nervig war. Vor dieser Radtour war dies einigen von uns überhaupt nicht bewusst. Als wir dann schließlich bei dem Tennisplatz bei der Darre angekommen waren, waren bereits zwei Spielfelder belegt. Eines der Pärchen schien bereits im Seniorenalter zu sein, das anderen vermutlich in ihren Zwanzigern oder Dreißigern, beide jedoch sahen nicht aus wie das klassische Cliche eines reichen Tennisspielers. Nachdem unsere Gruppe den Platz notwendigerweise befeuchtete und danach einige Runde spielte, grillten wir noch und werteten den Tag aus. Auch wenn es unterschiedliche Meinungen gab, gefiel der Mehrheit das Tennisspielen doch ganz gut. Einige von uns kristallisierten sich zwar als sehr begabt heraus, aber Herr Franke konnte trotzdem nicht besiegt werden. Vereinzelte Meinungen zu diesem ersten Tag sehen wie folgt aus:


 

Warum habt ihr euch bei Herr Frankes Radfahrgruppe eingetragen?

Marie L.: Weil ich dachte, es wird bestimmte ganz chillig und wir fahren nur in der Stadt herum.

Natalie G.: Das dachte ich mir auch! Ich dachte mir, es könnte ganz cool werden, ein bisschen durch die Gegend zu fahren.

Marie L.: Außerdem wird das mit Herr Franke eh nur geil!


Wie war eure Erwartungshaltung zum ersten Tag und inwiefern habe sich diese erfüllt?

Jonas R.: Ich habe mir vorgestellt, dass wir durch Nordhausen fahren und auch ein par Berge mitnehmen. Das wurde am ersten Tag erfüllt, auf jeden Fall, dass wir durch die Stadt gefahren sind, aber Berge sind wir nicht wirklich gefahren. Ich würde behaupten, ich kenne mich jetzt in Nordhausen minimal besser aus.

Lia K.: Also meine Erwartungen wurden auch mehr als erfüllt. Die Fahrradtour an sich war schon interessant. Herr Franke hat sich auf jeden Fall Mühe gegeben, uns viel zu zeigen und uns auch viel dazu zu erzählen. Das hat mich eigentlich gefreut, dass er auch immer Randinformationen gegeben hat. Es war auch cool, dass wir dann anschließend zu seinem Tennisclub gefahren sind und uns da dann Tennis etwas näher gebracht wurde und wir alle die Möglichkeit hatten, uns da mal auszuprobieren und es hat echt Spaß gemacht und wir hatten tolles Wetter. Die Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt.


Was hat euch heute am ersten Tag am besten gefallen?

Lisa-Marie S.: Also mir hat das Tennisspielen am besten gefallen!

Eric D.: Das Tennisspielen hat mir Spaß gemacht. Herr Franke hat zu kämpfen mit mir, aber hat dann letztendlich unverdient gewonnen. Aber beim nächsten Mal werde ich mit dem Sieg nach Hause fahren.


Könnt ihr euch vorstellen, in Zukunft erneut Tennis zu spielen?

Justin F.: Ich habe gar kein Tennis gespielt.

Michelle D.: Ja, aber es war zu warm.

Tom R.: Ja, ich hatte es auch früher schon gespielt, deshalb könnte ich mir vorstellen, das nochmal zu machen.


Am Dienstag, den zweiten Tag unseres Projekts, beschlossen wir von Nordhausen mit dem Fahrrad nach Neustadt zu fahren, um dort die Sportart Golf ein bisschen besser kennenzulernen. Der steinige, hartnäckige Weg durch den Harz war nicht für jeden ein Kinderspiel, weshalb die Fahrt lang dauerte und sehr anspruchsvoll für einige war. Herr Franke war sogar so freundlich und tauschte mit einer Schülerin das Fahrrad und fuhr anschließend mit einem gefühlt fünf Größen zu kleinem Rad durch die Wälder. Karma für den Mathelehrer, wie manche sagten. Nachdem die Gruppe nach circa vier Stunden endlich das Ziel am Golfplatz erreichte, bekamen wir zunächst eine Einführung in den Sport von Herrn Franke, dessen Connections zum Golfplatz durchaus von Vorteil für uns waren, wenn man bedenkt, dass wir als unerfahrene Spieler eigentlich nicht einmal befugt sind, den Platz überhaupt zu betreten. Wir lernten, dass Golf aus Schottland kommt und dass der Sport von gelangweilten Schäfern erfunden wurde (nicht gerade typisch für das Cliche eines Reichensports). Neben Erklärungen wie „Das ist ein sogenanntes Sandwich“ und „Der längere Hebel hat mehr Bums“, erfuhren wir auch, dass Golf zwar anfänglich wie ein sehr naturbewusster Sport wirkt, da man umgeben von Gras, Bäumen und Pflanzen allgemein ist, dass er jedoch alles andere als umweltbewusst ist, da die riesigen Golfanlagen alle künstlich erzeugt sind. Naja, außerdem lernten wir, was ein Golftee ist und wie man es verwendet. Herr Frankes persönlicher Tipp dazu ist, wer irre ist, spielt ohne Golftee. Wir haben fortlaufend selbstverständlich ohne gespielt. Nach dieser Einführung in den Golfsport gehen die Meinungen zum Thema Reichensport stark auseinander, aber auch die Einschätzung des anstrengenden Tages, stimmen nicht bei jedem überein. Die Mitglieder*innen des Projekts trafen für den zweiten Tag folgende Einschätzungen:


Wie habt ihr denn die heutige Hinfahrt so empfunden?

Marie L.: Katastrophe!

Natalie G.: Sie war auf jeden Fall sehr anstrengend, aber auch interessant. Wir haben schöne Orte gesehen.

Marie L.: Kopfschmerzenreich! Aber ich bin ja auch nur durch Osterode gefahren.


Was hat euch heute am zweiten Tag am besten gefallen? 

Jonas R.: Die Fahrt zum Poppenturm! Das war zwar ziemlich schwierig, aber als man dann oben war, hatte man eine super Aussicht und es hat sich dann auch gut angefühlt, dass man es bis hoch geschafft hat.

Lia K.: Natürlich das Golfen, da man wieder eine Menge neue Erkenntnisse sammeln konnte. Herr Franke hat das wieder sehr gut erklärt und hat sich auch für jeden Zeit genommen und ihn einzeln verbessert.


Was denkt ihr, ist Golf ein Reichensport – Ja oder Nein?

Justin F.: Ja, ist es.

Tom R.: Es kommt darauf an, auf welchen Golfplatz man geht. Wenn man jetzt auf einen richtigen Business-Golfplatz geht, dann natürlich!


Und wie hast du es heute so empfunden?

Tom R.: Hier nicht unbedingt.


Nun bleibt noch die Frage offen, ob Tennis und Golf wirklich sogenannte Reichensports sind oder nicht. Die Beantwortung dieser Frage ist nicht leicht, da sie von verschiedenen Blickwinkeln und Kriterien betrachtet werden kann. Ich denke, man sollte sich nicht von bestimmten Klischees abschrecken lassen. Wer Lust auf die Sportart hat, sollte sich einfach mit den Anmeldekriterien auseinandersetzen und selbst entscheiden, ob es das Geld wert ist oder nicht, aber für den Durchschnittsverdiener*in ist es auf jeden Fall bezahlbar. Probestunden werden ebenfalls in den meisten Vereinen und auf den meisten Plätzen angeboten, von daher sollte jeder selbst testen, ob es ihm oder ihr Spaß macht oder nicht. Natürlich stimmen die Klischees teilweise überein, denn sonst würde es sie vermutlich nicht geben, doch man sollte nicht immer alles glauben, was einem vorgespielt wird. Auf dem Tennis- sowie Golfplatz trafen wir nur freundliche, zuvorkommende Menschen, die einfach Lust auf den Sport und die Community hatten und daraus schließe ich, dass es zum mindestens in unserer Gegend und in diesem Ausmaß keineswegs ein Reichensport ist. Und wie Herr Franke so schön gesagt, letztlich kommt es nicht darauf an, dass man auf dem größten und teuersten Platz spielt oder dass man damit angibt, eine bestimmte Sportart zu spielen oder ähnliches, es kommt vielmehr darauf an, von welchen Menschen man umgeben ist.

Was kann man abschließend noch zu unserem Projekt sagen? Die Meinungen gingen zwar in manchen Punkten auseinander, aber wir sind uns alle einig, dass Herr Franke einen guten Job mit dieser Gruppe gemacht hat. Er hat sich sehr viel Mühe gegeben, uns die beiden Sportarten näher zu bringen und uns coole Radwege und Orte zu zeigen. Nebenbei ist er durchgängig locker geblieben und ist uns mit Verständnis entgegen gekommen, wie es nicht viele Lehrer*innen getan hätten. Er versuchte sogar, mich zu überreden, diesen Artikel in Englisch zu schreiben und zwang mich nicht Fahrrad zu fahren, da mein Knöchel verstaucht ist. Auf Erkältungen und Erschöpfungen hat er außerdem Rücksicht genommen. Alles in allem sind wir froh, dass Herr Franke seine Mühe und Zeit investiert hat und uns dieses Projekt ermöglicht hat, weil es echt funky war! Hoffentlich ist er nicht der einzige Lehrer, der so viel Energie in sein Projekt gesteckt hat. Also an dieser Stelle Shoutout an die Lehrer*innen, die sich stets für ihre Schüler*innen Mühe geben (Herr Franke eingeschlossen!).

Danke für’s Lesen und frohe Sommerferien!


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